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O&K Möckernstraße
O&K Möckernstraße
Umbau und Sanierung eines denkmalgeschützen Bürogebäudes in Kreuzberg
Am Rande Kreuzbergs, in unmittelbarer Nähe zum Park am Gleisdreieck und Landwehrkanal gelegen, befindet sich die ehemalige Hauptverwaltung von Ohrenstein und Koppel, kurz O&K genannt. Gegründet wurde das Maschinenbauunternehmen 1876 durch Benno Orenstein und Artur Koppel in Schlachtensee bei Berlin.
Zunächst stellte man Feldbahntechnik und Kipploren her, später Eisenbahnen, Baumaschinen, Rolltreppen und Schiffe. Das Netz an Produktionsstätten erstreckte sich dabei über ganz Europa und mehrere weitere Kontinente. Im Jahre 1886 wurde ein Grundstück am Tempelhofer Ufer erworben, das sukzessive mit dem Hauptquartier des rasch wachsenden Industriekonzerns bebaut wurde. 1913 zählte O&K ein ganzes Dutzend Fabriken und fast hundert Niederlassungen weltweit, es wurden dabei annähernd 15.000 Mitarbeiter beschäftigt. Aus dieser Zeit wirtschaftlicher Blüte entstammt auch das heute denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude in der Möckernstraße 120, das 1909-1910 nach den Plänen des Berliner Architekturbüros Cremer & Wolffenstein errichtet wurde.
Im Gegensatz zu den klassisch gegliederten Fassaden - zur Straße hin mit Tuffstein und im Hof mit glasiertem Klinker verkleidet - besteht die innere Struktur aus einer damals modernen Konstruktion. Anstelle einer massiven Mittelwand tragen lediglich zwei durchlaufende Eisenstützen die Stahlsteindecken des Vorderhauses. Dadurch entstand je Etage ein großer zusammenhängender Raum, der heute noch charakteristisch für das Raumgefüge des Gebäudes ist.
Ziel der umfangreichen und 2022 fertiggestellten Sanierungs- und Umbaumaßnahmen war es, sowohl den ursprünglichen Charme aus der Entstehungszeit, als auch die später hinzugekommenen Zeitschichten aus der über hundertjährigen Geschichte des Gebäudes zu bewahren und sichtbar zu belassen. Gleichzeitig wurde für das Haus ein zeitgemäßes Nutzungskonzept erarbeitet, das flexibel einteilbare Büro- und Ausstellungsflächen miteinander kombiniert.
Die vorhandene Hofdecke wurde dabei abgebrochen und das gesamte Kellergeschoss mittels Unterfangung im HDI-Verfahren soweit abgesenkt, dass die hier neu entstandenen Räume über hinreichende Raumhöhe verfügen. Auf dem ursprünglich bereits zur Gänze überbauten Grundstück entstanden so zusätzliche Nutzflächen. Ein neu hinzugekommener Anbau im Hof, kontrastiert dabei mit seiner glatten Fassade aus Sichtbeton mit den historischen Wandflächen des Bestandes und zoniert den Innenhof auf nun zwei unterschiedlichen Ebenen, die durch eine helle Stahltreppe mit einanderverbunden sind.
Die Tiefgarage wird über einen neu eingebauten PKW-Lift angefahren, dessen Hub-Senktor unauffällig in die denkmalgeschütze Fassade integriert wurde.
Im rückwärtigen Gebäudeteil entstand aus Gründen des Brandschutzes ein zusätzliches Fluchttreppenhaus. Dem vorhandenen historischen Treppenraum wurde ein Personenaufzug hinzugefügt, der das gesamte Gebäude nun barrierefrei erreichbar macht. Sowohl Aufzug, als auch die Eingangstüren zu den einzelnen Etagen wurden mit schwerer Baubronze beschlagen, einem klassischen Material, das hier Kontinuität und die Weiterschreibung der Geschichte des Gebäudes assoziieren soll und auch in anderen Gebäudeteilen zur Verwendung kam.
Die Treppe in das Untergeschoss wurde ebenfalls neu erstellt, ihr schmiedeeiserneres Geländer dabei dem historischen Bestand nachempfunden. Neben der gesamten Gebäudetechnik und sämtlichen Böden wurden auch Fenster und Türen, teilweise eng angelehnt an das historische Vorbild, erneuert. Patina und Spuren der Vergangenheit an Wand- und Deckenflächen wurden bewusst erhalten, bzw. behutsam ergänzt.
Fotos: Waldemar Salesski
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